Gastbeitrag von Leon Köglmeier – Gesellschaft für Fleischfressende Pflanzen
Fleischfressende Pflanzen haben im Laufe der Evolution die Möglichkeit entwickelt, Tiere zu fangen und zu verdauen. Dies ist eine Anpassung an die nährstoffarmen Standorte, wie bspw. Moore, Sümpfe oder Regenwälder an denen diese faszinierenden Pflanzen in der Natur wachsen. Durch das Fangen und Verdauen, von vor allem Insekten, sind diese Pflanzen in der Lage wichtige Nährstoffe, wie Stickstoff oder Phosphor, zu gewinnen, welche nicht in ausreichender Menge am Standort zur Verfügung stehen.
Tipp: Denken sie daran, ihre Fleischfressenden pflanzen benötigen keine zusätzliche Düngung und müssen auch nicht regelmäßig oder übermäßig gefüttert werden. Sie sind in der Lage ihren Bedarf an Nährstoffen über ihre Falle zu decken. Natürlich dürfen sie trotzdem ab und zu mal eine Fliege verfüttern, das ist ja das faszinierende an diesen Pflanzen.
Faszinierend ist, dass diese Fähigkeit sich mindestens achtmal unabhängig voneinander entwickelt hat. Heutzutage finden wir Fleischfressende Pflanzen in fünf verschiedenen Pflanzenfamilien und blicken auf einen Artenreichtum von über 800 Arten weltweit. Einige davon sind auch bei uns in Deutschland heimisch. Die wichtigsten Fallentypen möchten wir ihnen in diesem Beitrag nun einmal vorstellen.
Klappfallen
Die Klappfalle der Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) stellt den wohl beeindruckendsten Fangmechanismus unter den Fleischfressende Pflanzen dar, nicht umsonst hat jeder von uns schonmal von dieser Pflanze gehört! Die Falle der Venusfliegenfalle besteht aus zwei beweglichen Hälften, die sich innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde blitzschnell schließen können. Ausgelöst wird der ganze Prozess durch eine wiederholte Berührung von kleinen Haaren, die sich an der Innenseite der Falle befinden. Mit diesen Haaren können die Pflanzen außerdem erkennen, ob sie erfolgreich ein Insekt gefangen haben oder nicht. War die Pflanze erfolgreich wird die Falle vollständig geschlossen und der Verdauungsprozess wird gestartet. Das Insekt wird verdaut und übrig bleibt lediglich der unverdauliche Chitinpanzer des Insektes.
Aber Vorsicht, jede Falle kann sich nur ca. 10-mal schließen, danach verfärbt sich die Falle schwarz und stirbt ab. Die Pflanze überlebt das ganze ohne Probleme und bildet im Laufe der Zeit neue Fallen aus, trotzdem sollte man die Pflanze nicht übermäßig zum Schließen der Fallen anregen.
Klebefallen
Klebefallen finden wir unteranderem bei Sonnentauen (Drosera) und Fettkräutern (Pinguicula). Diese Pflanzen produzieren über spezielle Drüsen auf dem Blatt einen klebrigen Schleim. Dieser Schleim sorgt dafür, dass Insekten, die auf dem Blatt landen, kleben bleiben und nichtmehr flüchten können. Sonnentaue (Drosera) sind außerdem in der Lage, ihre Blätter um ein gefangenes Insekt zu wickeln und das Insekt so vollständig mit einer Schleimschicht zu bedecken. Der Schleim erstickt das Insekt und spezielle Enzyme im Schleim verdauen das Insekt. Nach dem der Verdaaungsprozess abgeschlossen ist, rollt sich das Blatt wieder auf und, ähnlich wie bei der Venusfliegenfalle, bleibt nur der unverdauliche, leere Chitinpanzer übrig.
Fallgruben
Fallgruben stellen den wohl häufigsten Fangmechanismus von Fleischfressenden Pflanzen dar. Wir finden diesen Fallentyp bei Schlauchpflanze (Sarracenia), Kannenpflanze (Nepenthes), Sumpfkrügen (Heliamphora), Zwergkrügen (Cephalotus) und Kobralilien (Darlingtonia). Jede Gattung hat Fallen dieses Fallentyps in unterschiedlicher Form ausgebildet, aber alle funktionieren nach dem selben Prinzip. Angelockte Insekten landen auf der Pflanze und werden über bspw. Nektarspuren zum Rand der Fallgrube gelockt. Der Rand dieser Fallgrube ist so rutschig, dass das Insekt den Halt verliert und in die Fallgrube hineinfällt. Einmal in der Fallgrube, hat das Insekt keine Möglichkeit mehr zu entkommen – nach unten gerichtete Haare, glatte Wände oder ein dickflüssiger Verdauungssaft hindern das Insekt daran, die Falle wieder zu verlassen. Im Gegensatz zu den Klappfallen oder den Klebefallen, beinhaltet der Mechanismus der Fallgrube keine aktive Bewegung der Pflanze und wird deshalb als passiver Fangmechanismus bezeichnet. Vergleicht man mal die Anzahl der gefangenen Insekten zwischen den einzelnen Fallentypen, scheint die Fallgrube allerdings trotzdem der erfolgreichste Fangmechanismus zu sein.
Wie sie sehen gibt es eine Vielzahl von Fangmechanismen, die diese einzigartigen Pflanzen im Laufe der Evolution entwickelt haben. Die wichtigsten haben sie jetzt kennengelernt und vielleicht können sie jetzt einmal selbst Zuhause den Vergleich anstellen, welcher Fallentyp bei ihnen der erfolgreichste ist.

